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Technische Keramik

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Foto: Piotr Banczerowski/Fraunhofer

Fraunhofer IKTS haben das Unmögliche

geschafft. »Mit unseren keramischen

Membranen erreichen wir erstmals eine

molekulare Trenngrenze von 200 Dal-

ton–und erzielen damit eine ganz neue

Qualität«, freut sich Voigt, stellvertre-

tender Institutsleiter des IKTS und

Standortleiter in Hermsdorf.

Doch wie ist den Forschern das gelun-

gen? Auf dem Weg, das Unmögliche

möglich zu machen, galt es zunächst

verschiedene Hindernisse zu überwin-

den. Das erste lag in der Herstellung der

Membran selbst: Möchte man so kleine

Moleküle zuverlässig abtrennen, benö-

tigt man eine Membran mit Poren, die

kleiner sind als die Moleküle, die man

abtrennen möchte. Außerdem müssen

alle Poren möglichst gleich groß sein,

da eine einzelne größere Öffnung aus-

reicht, um Moleküle hindurchrutschen

zu lassen. Die Herausforderung lag also

darin, möglichst kleine Poren zu erzeu-

gen, die alle mehr oder weniger gleich

groß sind. »Über eine Weiterentwick-

lung der Sol-Gel-Technik ist uns dies ge-

lungen«, sagt Richter, Abteilungsleiter

am IKTS. Die zweite Hürde lag darin,

solche Membranschichten defektfrei

über größere Flächen herzustellen.

Auch dies ist den Fraunhofer-Forschern

geglückt. »Während üblicherweise nur

wenige Quadratzentimeter große Flä-

chen beschichtet werden, haben wir ei-

ne Pilotanlage mit einer Membranflä-

che von 234 Quadratmetern ausge-

rüstet – unsere Membran ist also meh-

rere Größenordnungen größer«, ver-

deutlicht Puhlfürß.

Transfer vom Labor in die Praxis

Die besagte Pilotanlage wurde im Auf-

trag von Shell von der Firma Andreas

Junghans – Anlagenbau und Edelstahl-

bearbeitung GmbH & Co. KG in Fran-

kenberg gebaut und steht im kanadi-

schen Alberta. Hier reinigt sie seit 2016

erfolgreich Abwasser, das bei der För-

derung von Öl aus Ölsand entsteht. Der-

zeit planen die Forscher eine erste

Produktionsanlage mit einer Membran-

fläche von mehr als 5000 Quadrat-

metern.

Auch in industriellen Produktionspro-

zessen bringen die neuartigen kerami-

schen Membranen Vorteile: Mit ihnen

lassen sich Teilströme direkt im Prozess

reinigen und das gereinigte Wasser im

Kreislauf führen – das spart Wasser und

Energie.

Für die Entwicklung der keramischen

Nanofiltrationsmembran erhalten Dr.

Ingolf Voigt, Dr.-Ing. Hannes Richter und

Dipl.-Chem. Petra Puhlfürß den diesjäh-

rigen Joseph-von-Fraunhofer-Preis. Die

Jury begründet dies unter anderem mit

»der erstmaligen Umsetzung für Filtra-

tionsanwendungen im Rahmen dieser

Materialklasse«. (em/tl)

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Die von Hannes Richter, Petra Puhlfürß und Ingolf Voigt (v.l.n.r.)

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entwickelten keramischen Membranen erreichen erstmals eine

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molekulare Trenngrenze von 200 Dalton. Dadurch lassen sich

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Abwässer noch effizienter reinigen.

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